Ende März erlebten rund 1 200 Gäste in Hamburg zahlreiche Speaker unter einem Dach. Das Highlight des Events war Richard Branson live auf der Bühne.
Unter dem Titel »Light the Fire. Woodstock für Unternehmer« versammeln sich weit über 1 000 Unternehmer im Hamburger Congress Center, um 3 Tage lang zu lernen. Das Programm: Speaker und Unternehmer geben Einblicke in ihr Können, ihre Erfahrung und ihr Wissen. Ethos, Personal, Finanzen, Vertrieb und vieles mehr waren die Themenschwerpunkte. Zahlreiche Experten boten über 3 Tage einen reichhaltigen Mix aus allen relevanten Wissensbereichen für Unternehmer von heute. Der Organisator Stefan Merath sagt zum Kongress: »Wir Unternehmer sind im Grunde auf unsere spezielle Art Superstars. Wir übernehmen gesellschaftliche Verantwortung. Viele von uns engagieren sich für gute Zwecke. Wir wollen besser werden, persönliche Ziele erreichen und gleichzeitig unseren Kunden innovative Lösungen bieten.«
Der Kongress war als Non-Profit-Veranstaltung konzipiert. Alle Gewinne der Veranstaltung fließen in die gemeinnützige Organisation Rock-it Biz, die gegründet wurde, um Kinder für das Unternehmertum zu begeistern. Auf der Speakerliste finden sich bekannte Namen wie Jürgen Höller, Bodo Schäfer und der Koch Tim Mälzer, die in gewohnter Weise performt haben. Leider werden von einigen Speakern etwas zu aggressiv von der Bühne aus Seminare und Bücher verkauft. Das kommt einfach nicht gut an, besonders wenn die Vorträge nicht kostenlos sind.
Einen tollen Vortrag liefert der Pilot und Kommunikationsprofi Peter Brandl. Seine Kernaussage: »Wenn Piloten so kommunizieren würden, wie wir im beruflichen Alltag, dann wäre Fliegen eine sehr unsichere Sache.« Stellen Sie sich vor, ein Triebwerk fällt aus und bevor die Piloten reagieren und handeln, diskutieren sie, wer Schuld an dem Fiasko habe. Brandl plädiert dazu, Verantwortung zu übernehmen und nicht immer die Schuld bei anderen zu suchen.
Eine Enttäuschung war der österreichische Speaker Paul Misar. Bereits mit seinem angeberischen Introvideo, in dem Misar mit seiner Harley und seinem Aston Martin zu sehen war, fiel er bei fast allen Teilnehmern durch. Protzigkeit kommt eben nicht an. Der Vortrag: inhaltslos und voller Plattitüden. Tipps wie »Weiterbildung ist wichtig« oder »Ziele setzen« sollen angeblich unser Leben verändern.
Das Zugpferd für den Besuch dieser Veranstaltung sind jedoch nicht diese Speaker, sondern der Milliardär Richard Branson, u. a. Inhaber von Virgin Airlines und erster Anbieter privater Flüge ins All. Stefan Merath interviewt ihn auf der Bühne kompetent und locker, die Antworten sind inspirierend.
So antwortet der sympathische Unternehmer auf die Frage nach einem typischen Tag in seinem Leben wie folgt: »Also erstens gibt es natürlich keinen typischen Tag, aber wenn ich einmal einen Durchschnittstag konstruieren soll, schaut das ungefähr so aus: Ich stehe zeitig in der Früh auf und beantworte meine E-Mails. Danach gehe ich Kitesurfen oder spiele Tennis. Wenn mich dabei ›die Muse küsst‹, gründe ich ein neues Unternehmen. Ich habe derzeit rund 400 Firmen. Danach relaxe ich ein wenig und verbringe Zeit mit Freunden und mit meiner Familie.« Die nächste Frage liegt auf der Hand. »Woher nehmen Sie die Ideen für immer wieder neue Firmengründungen?«
Branson: »Ganz einfach, immer wenn ich mich über etwas ärgere, denke ich nach, ob das eine Marktlücke ist. Und häufig ist die Antwort darauf ›ja‹. So kam ich damals auf die Idee, eine Airline zu gründen. Denn das damalige Service in der Flugbranche war unter jeder Kritik. Auch mein jüngstes Projekt, Menschen ins All zu schicken, ist so entstanden. Laut Umfragen wollen 96 % aller Menschen ins Weltall. Tja, es gab keinen Anbieter, also sind wir gerade dabei, das zu ermöglichen. Wichtig ist bei jeder Unternehmensneugründung, auch das Risiko zu kalkulieren. So habe ich bei jeder Gründung darauf geachtet, dass ein Totalverlust keine spürbaren Konsequenzen auf mein Leben und auch nicht auf meine Mitarbeiter hat.«
Richard Branson ist ein cooler, sympathischer und inspirierender Typ!