Viele Trainer und Vortragende verfügen über ansehnliches Spezialwissen. Wertvoll wird es jedoch erst dann, wenn es auch in den Köpfen der Teilnehmer ankommt.
Ich besuchte einmal ein Seminar, um mir neue Impulse zu einem Management-System zu holen. Begonnen hatte alles sehr professionell. Eine nette Mitarbeiterin des Trainings-Institutes begrüßte mich gleich beim Betreten des Vorraumes, überreichte mir mein Namensschild und zeigte mir die Räumlichkeiten. Das Seminar begann und ein Moderator kündigte 6 hochrangig kompetente Vortragende für diesen Tag an. So weit, so gut. Und dann? Ein Vortragender nach dem anderen steckte seinen Laptop an den Beamer, legte während seines ca. 1-stündigen Vortrages je ca. 130 Folien auf, las sie vor und klickte auf [weiter]. Am Ende des Tages hatte ich gezählte 780 (!!!) Folien gesehen. Das ist kein Seminar, sondern eine bodenlose Frechheit! Warum erzähle ich Ihnen das? Jeder weiß, dass Folienschlachten längst nicht mehr zeitgemäß sind. Und TROTZDEM wird man als fleißiger Seminarbesucher ständig Opfer des »betreuten Lesens«. Dabei scheint die Qualität von selbstständigen Einzeltrainern um ein Vielfaches höher zu sein, als die Qualität renommierter Trainings-Institute. Ich kann daher nicht oft genug betonen:
Folien sind KEIN Stichwortzettel für Trainer! Die Haupt-Aufmerksamkeit bei der Präsentation soll IHNEN gelten und nicht Ihrer Visualisierung.
Tipps zum Umgang mit Folien
- Nur EIN Gedanke: Überfrachten Sie Ihre Folien nicht. Das verwirrt nur. Nutzen Sie jede Folie nur für EINEN Gedanken. Schreiben Sie maximal 7 Textzeilen auf eine Folie und nur maximal 6 Wörter in jede Zeile.
- Große Schrift: Die Texte Ihrer Folie müssen auch aus der letzten Reihe noch gut lesbar sein (Schriftgröße mindestens 30 Punkt).
- Rechtschreibung: Achten Sie auf korrekte Rechtschreibung. Die ist für die meisten Menschen am leichtesten zu lesen. Schreiben Sie weder nur in Groß- noch nur in Kleinbuchstaben.
- Kontrast: Sorgen Sie für einen guten Kontrast zwischen Text und Hintergrund. Schwarze Schrift auf grünem Hintergrund ist vielleicht am Bildschirm noch zu erkennen; auf der Leinwand aber oft nicht mehr lesbar. Testen Sie Ihre Folien!
- Bildrechte: Achten Sie auf die Nutzungsrechte der verwendeten Bilder! Kostenlose Bilder finden Sie z. B. unter https://pixabay.com. Kostenlose Grafiken finden Sie unter anderem auf https://openclipart.org.
Tipps zum Umgang mit Flipchart
- Sicherer Stand: Prüfen Sie vor dem Seminar, ob das Flipchart stabil steht und alle Schrauben fest gezogen sind. Kann man es leicht bewegen?
- Genügend Papier: Prüfen Sie, ob ausreichend leere Papierblätter vorhanden sind.
Reißprobe: Testen Sie die Perforierung. Können Sie ein Blatt rasch und ordentlich abreißen? - Funktionieren die Stifte? Prüfen Sie alle Stifte. Legen Sie sich evtl. noch ein Set Reservestifte zurecht.
- Vertrauen ist gut … Material ist besser: Vertrauen Sie niemals darauf, dass funktionierende Stifte und ausreichend Klebeband im Seminarraum vorhanden sind.
- Bringen Sie lieber immer auch eigenes Material mit. ACHTUNG! Verwenden Sie nur Klebeband, das sich auch ohne Beschädigung wieder von der Wand lösen lässt.
- Große Schrift: Schreiben Sie Ihre Texte so groß auf ein Flipchart, dass sie selbst aus der letzten Reihe noch gut lesbar sind.
- Deutlich schreiben: Können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie in der ersten Volksschulklasse schreiben lernten? Erst nur einzelne Buchstaben; dann ganze Wörter und schließlich Sätze. Meine Empfehlung: Beschaffen Sie sich ein Schulbuch, mit dem Volksschulkindern das Schreiben beigebracht wird und trainieren Sie damit Ihre Schrift am Flipchart. Verwenden Sie anfangs kariertes Papier und nutzen Sie für jede Zeile zwei Karos.
Tipps zum Umgang mit der Pinnwand
- Sicherer Stand: Auch bei der Pinnwand sollten Sie unbedingt vor dem Einsatz prüfen, wie sicher und fest sie steht. Sie darf sich bei leichtem Druck auf die Arbeitsfläche auch nicht nach hinten neigen. Testen Sie, wie leicht sich die Pinnwand bewegen lässt. Manchmal haben Pinnwände seitliche Stellschrauben, mit denen sie gekippt oder zerlegt werden können. Prüfen Sie, ob diese fest sind.
- Packpapier: Eine Pinnwand alleine mit Packpapier zu bespannen ist gar nicht so einfach, wie man vermuten würde und verursacht dabei auch noch eine unerwartet hohe Geräuschkulisse. Wenn Sie Packpapier einsetzen wollen, bespannen Sie Ihre Pinnwände VOR dem Seminar.
- Struktur: Verwenden Sie Wolken für den Titel und rechteckige Kärtchen für die Aussagen.
- Schriftgröße: Schreiben Sie auf jede Karte nicht mehr als 3 Zeilen und nur maximal 7 Wörter.
- Nicht überfrachten: Die Pinnwand soll Ihre Teilnehmer nicht »erschlagen«, sondern die wesentlichen Informationen übersichtlich zeigen. Wenn Sie mehr Platz brauchen, nehmen Sie lieber eine zweite Pinnwand.