Ende Februar fand erstmalig der GSA Inspiration Day statt. Mehr als 60 Teilnehmer aus Österreich, Deutschland und der Schweiz waren in Linz dabei. Ein Feuerwerk an Impulsen.
Pünktlich um 9.30 Uhr begrüßt der amtierende GSA-Präsident Martin Laschkolnig die teilnehmenden Speaker zum ersten »Klassentreffen« der GSA (German Speakers Association) in Linz. In seiner kurzen und pointierten Ansprache plädiert er für mehr wertschätzenden und respektvolleren Umgang untereinander, denn »genau das ist die Idee der GSA«. Der Tag wird von Speaker Gabriel Schandl höchst professionell moderiert und bietet insgesamt 9 Reden, die jeweils 30 Minuten dauern.
Den Anfang macht Nils Bäumer mit seinem Vortrag zum Thema »Nudged du schon?«
Unter einem Nudge versteht man eine Methode, das Verhalten von Menschen auf vorhersagbare Weise zu beeinflussen, ohne dabei auf Verbote und Gebote zurückgreifen. Als erstes Beispiel bringt Nils Bäumer die »Fliege im Männerpissoir«. Ein kleiner Aufkleber, der so gut wie gar nichts kostet und große Wirkung erzielt. Die Verunreinigung und die damit verbundenen Reinigungskosten sind stark zurückgegangen. Ein weiteres Beispiel sind die »Piano Stairs«. Sie kennen bestimmt das Video dazu. In einer U-Bahn-Station wurde der Stiegenaufgang als Klaviertasten umgestaltet. Bei jedem Schritt auf eine Stiege ertönt ein Piano-Ton. Die Anzahl der Menschen, die dort statt der Rolltreppe Stiegen benutzt, hat sich vervielfacht. Auch hier gilt: kleine Ursache – große Wirkung. In seiner inspirierenden Rede bezeichnet der Redner die Aufgabe eines Speakers als Nudging. »Ihr haltet Impulsvorträge, also gebt den Zuhörern echte Impulse, stupst sie an, so wird Veränderung möglich.«
Der zweite Vortrag kommt von der Hamburgerin Esther Schweizer zu dem Thema »Und Auftritt! Top oder Flop? – Vom Speaker zum exzellenten Speaker«. Der Vortrag war leider ein Flop. Den Teilnehmern ist bis zum Ende der 30 Minuten nicht klar, was sie sagen will. Ihr Appell »Setzt euch von der Masse ab!« ist auch keine allzugroße Neuigkeit.
Roman Kmenta spricht nach der ersten Kaffeepause darüber, dass nicht der Geiz geil ist, sondern der Preis. Er zeigt in seinem brillanten Vortrag auf, warum Menschen in einem kleinen familiengeführten Laden in der Toskana durchaus bereit sind, für 500 ml Olivenöl bis zu 30,– € zu bezahlen, während sie bei Hofer für einen Liter nicht einmal 5,– € ausgeben wollen. »In den Köpfen der Konsumenten bestimmt der Preis den Wert«, weiß Kmenta. Er inspiriert die Teilnehmer dazu, zu ihrem Preis zu stehen und sich nicht so leicht der Preisdiskussion hinzugeben. Roman Kmenta beweist, dass er nicht nur im Seminar gut performen kann (siehe Seite 38), sondern auch auf der großen Bühne Top-Leistung abliefert.
Sabine Osmanovic spricht danach über Qualitätsmanagement bei Speakern. Zumindest hat sie das behauptet. Eine viel zu lange Einleitung, gefolgt von wenig Inhalten und aussagelosen Botschaften, lassen eines lernen: Der Inhalt ist bei Speakern mindestens genauso wichtig wie die Performance, auch wenn manche in der Branche anderes behaupten. Schade, denn Bühnenpräsenz hat die Dame, fehlt nur noch der Inhalt.
Die Krönung an Peinlichkeit ist der nächste Speaker, der Schweizer Ernst Crameri. Er will uns alle zu Gewinnern und Millionären machen. Um das zu schaffen, müssten wir Ziele in kleinere Etappen teilen. Wow, das verändert mein Leben, habe ich wirklich noch nie gehört. Der 67-fache Buchautor, darunter schräge Titel wie »Der Horror eingewachsener Zehennägel« oder »Bist du ein Mörder?: Ich habe mein Tier einschläfern lassen« bezeichnet sich selbst als ehemaliger »Esoteriker«. Doch als er durch Meditation nicht zum Millionär wurde, hat er andere Wege eingeschlagen. Ich glaube, der Sinn von Meditation wurde hier nicht richtig verstanden. Er spricht – so behauptet er live auf der Bühne – JEDEN Abend vor dem Schlafengehen mit seinem Spiegel. Dort sagt er sich mehrfach ins Gesicht, dass er ein Gewinner sei. Das Gleiche müssen wir im Plenum auch tun. Ein peinliches Gemurmel »Ich bin ein Gewinner, ich kann alles, komme was wolle« ist die Folge. Nach 30 Minuten ist auch dieser Vortag vorbei – Gott sei Dank!
Nach der Mittagspause gibt es in einer Un-Conference die Möglichkeit, in kleineren Gruppen zu verschiedenen Themen zu diskutieren und sich inspirieren zu lassen. »Sichtbarkeit erhöhen«, »Zivilcourage« und »Bücher schreiben« sind nur einige der möglichen Themen. Die Gruppe Zivilcourage war sich darüber einig, dass Redner eine große Verantwortung haben und dazu verpflichtet sind, auf der Bühne ihre ehrliche Meinung zu sagen. Auch wenn es dem Auftraggeber nicht zu 100 % passt.« Sabine Asgodom (Gründungsmitglied der GSA) bezeichnet einen Speaker gar als »Moderator der Gesellschaft« und hat damit vollkommen recht. In der »Bücher«-Gruppe erfahren die Teilnehmer, dass 85 % des Buch-Erfolges vom Titel und dem Untertitel abhängen.
Der Business-Kabarettist und Speaker Otmar Kastner begeistert danach in einem humorvollen Vortrag die Teilnehmer. »Zu sich selber stehen bringt Freiheit« ist einer der Kernausagen der Rede. Es geht nicht immer darum, Nummer 1 zu werden, manchmal ist das auch unmöglich und wirklich nicht nötig. Er bringt dazu den bildhaften Vergleich einer Autobahn. »Versucht einmal, auf dem Weg von Wien nach Linz Erster zu werden«, das wird euch nicht gelingen.«
Liss Heller spricht in ihrem Vortag darüber, wie mit Zahlen, Daten und Fakten das Redner-Business gelenkt werden kann. Die Steuer- und Unternehmensberaterin rechnet sehr nachvollziehbar vor, das ein Redner/Trainer im Schnitt rund 120 Tage im Jahr verkaufen kann, viel mehr sei nicht möglich, wenn ein gesunder Lebensstil gelebt wird. Um dann alle Kosten sowie den Unternehmerlohn zu decken, ergibt sich ein Mindesttagessatz von 2.000,– €. Sie nimmt Bezug auf die aktuellen Ergebnisse des Magazins »managerSeminare«, wonach der durchschnittliche Tagessatz derzeit bei 1.333,– € liegt. Liss Heller hat eine unübliche, erfrischende Bühnenperformance, auch die Inhalte sind völlig neu und größtenteils leicht nachvollziehbar.
Der ehemalige Straßenkünstler Lutz Langhoff hat danach seinen Auftritt und spricht über Visualisierungsmöglichkeiten auf der Bühne. Er weiß, dass nicht jeder Zaubertrick oder jede Metapher auf der Bühne erfolgreich sind. Sie bringen zwar die Teilnehmer zum Staunen, können aber sehr schnell von der Botschaft ablenken. Schöner Vortrag!
Am Ende des lehrreichen Tages dann noch einmal ein wahres Highlight. Sabine Asgodom spricht darüber, wie aus Zufällen Chancen werden. Sie bezeichnet – auf den Punkt gebracht – das Leben als Aneinanderreihung von Zufällen, die wir uns nicht aussuchen können. »Ein Zufall kommt wie der Aufschlag beim Tennis, darauf haben wir keinen Einfluss. Aber wie wir darauf reagieren, das obliegt zu 100 % uns.« Sie schließt den Vortag mit einem passenden Zitat von Eugen Roth: »Der Mensch schaut in der Zeit zurück und sieht: Sein Unglück war sein Glück.«
Mit einer gemeinsamen Stadtführung durch Linz endet der inspirierende Tag.