Die aktuelle Weiterbildungsstudie bestätigt: Weiterbildung wird zur strategischen Priorität für österreichische Unternehmen.
Auch heuer wurde am Tag der Weiterbildung Ende Mai die aktuelle Weiterbildungsstudie präsentiert. Die Weiterbildungsstudie 2024, durchgeführt von MAKAM Research im Auftrag der Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung (PBEB), basiert auf einer Befragung von 400 Personalverantwortlichen in österreichischen Unternehmen ab 20 Mitarbeitern.
Die Ergebnisse zeigen eindeutig: Berufliche Weiterbildung gewinnt für Unternehmen zunehmend an Bedeutung. 57 % der Befragten erwarten, dass ihr Stellenwert in den kommenden Jahren steigen wird, für 11% sogar stark. Lediglich 43 % gehen von einer gleichbleibenden Relevanz aus. Das ist ein klares Signal, dass Firmen die Wichtigkeit kontinuierlicher Qualifizierung ihrer Belegschaften erkannt haben und bereit sind, entsprechend zu investieren.
Dieser Trend spiegelt sich auch in den Weiterbildungsbudgets wider: Knapp ein Drittel (30 %) der Unternehmen plant 2024 höhere Ausgaben als im Vorjahr. Die überwiegende Mehrheit von fast zwei Dritteln hält das Budget zumindest konstant, nur eine kleine Minderheit von 4 % muss Abstriche machen.
Insgesamt können sich Mitarbeiter im Durchschnitt über 4 bezahlte Weiterbildungstage pro Jahr freuen – eine erfreuliche Zahl, die zeigt, dass die Unternehmen bereit sind, nicht nur Geld, sondern auch Zeit in die Entwicklung ihrer Beschäftigten zu investieren.
Bei den Themenschwerpunkten, die den Unternehmen aktuell den größten Wettbewerbsvorteil verschaffen, führt die Persönlichkeitsentwicklung mit 45 % das Feld an. Es folgen Technik & Produktion (33 %) sowie Verkaufstraining & Marketing (31 %). Informatik und EDV-Anwendungen liegen mit ebenfalls 31 % ex aequo auf Platz 3. Auffällig ist, dass Sicherheit und Umweltschutz im Vergleich zum letzten Jahr an Bedeutung gewinnen, während klassische Themen wie IT und Rechnungswesen rückläufig sind. Das deutet darauf hin, dass sich die Prioritäten verschieben und Unternehmen verstärkt auf zukunftsweisende Kompetenzen setzen.
Dieser Eindruck bestätigt sich bei einem Blick auf die Weiterbildungsthemen, die in den kommenden Jahren an Relevanz gewinnen werden. Hier kristallisiert sich Künstliche Intelligenz (KI) ganz klar als Spitzenreiter heraus: Für 65 % der Befragten wird dieses Zukunftsfeld in den nächsten Jahren an Bedeutung zulegen. Auch Future Technologies und Green Jobs verzeichnen mit einem Plus von 8 Prozentpunkten auf 54 % einen deutlichen Zuwachs. IT-Skills bleiben mit 53 % ebenfalls ein Dauerbrenner, auch wenn sie etwas an Boden verlieren (-9 %-Punkte). Insgesamt zeichnet sich ab, dass die digitale und ökologische Transformation die betriebliche Weiterbildung prägen und neue Kompetenzanforderungen mit sich bringen wird.
Methodisch ist ein Comeback der klassischen Präsenztrainings zu beobachten: Ihr Anteil an allen Weiterbildungsmaßnahmen steigt um 4 Prozentpunkte auf 61%. Rein digitale Lernformate sind dagegen leicht rückläufig. Blended Learning, also die Verknüpfung von Online- und Präsenzlernen, bleibt mit einem stabilen Anteil von 15 % ebenfalls relevant. Hier zeigt sich, dass die Unternehmen nach den pandemiebedingten Einschränkungen wieder verstärkt auf den persönlichen Austausch und das gemeinsame Lernen vor Ort setzen, ohne dabei die Vorteile digitaler Methoden aufzugeben.
Erfreulich ist, dass die Unternehmen bei der Planung und Gestaltung der Weiterbildung stark auf die Einbindung ihrer Mitarbeiter setzen. Drei Viertel (74 %) stimmen die Maßnahmen im Rahmen von Mitarbeiter-Gesprächen ab, zwei Drittel berücksichtigen Vorschläge aus der Belegschaft und knapp die Hälfte trifft konkrete Ausbildungsvereinbarungen. Zudem ermitteln 60 % systematisch die notwendigen Kompetenzen und 43 % gleichen den Ist-Zustand mit den definierten Soll-Profilen ab. Jedes dritte Unternehmen erstellt einen zentralen Schulungsplan. Dieses partizipative, strukturierte Vorgehen schafft Transparenz und Verbindlichkeit und trägt dazu bei, Weiterbildung passgenau auf den Bedarf der Organisation und die Bedürfnisse der Beschäftigten auszurichten.
Besonders positiv überrascht die Einstellung der Unternehmen zur rasanten Entwicklung von Künstlicher Intelligenz. Fast zwei Drittel (64 %) bewerten den Fortschritt in diesem Bereich als (sehr) positiv – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Die anfängliche Skepsis scheint einer wachsenden Offenheit und Neugier zu weichen. Das zeigt sich auch daran, dass immerhin jedes dritte Unternehmen KI bereits konkret in der Personalarbeit einsetzt, vor allem für administrative Abläufe (21%). Hier schlummert offenbar noch viel Potenzial, um HR-Prozesse zu automatisieren und zu optimieren.
Um den eingeschlagenen Weg hin zu einer strategischen, bedarfsorientierten und zukunftsgerichteten Weiterbildung konsequent weiterzugehen, sind die Unternehmen jedoch auch auf unterstützende Rahmenbedingungen angewiesen. Deshalb richten 95 % der befragten HR-Verantwortlichen mit Blick auf die bevorstehende Nationalratswahl konkrete Forderungen an die Politik. An erster Stelle steht der Wunsch nach steuerlichen Vorteilen für Unternehmen, die in die Qualifizierung ihrer Belegschaften investieren (34 %). 20 % plädieren für eine direkte Förderung in Form von Prämien für die betriebliche Weiterbildung, 17 % für individuelle Bildungsschecks für die Teilnehmer. Immerhin jede zehnte Stimme wünscht sich darüber hinaus eine umfassende, ganzheitliche Weiterbildungsstrategie. Hier sind die politischen Entscheidungsträger gefragt, entsprechende Anreize zu setzen und Unterstützungsstrukturen zu schaffen.
Fazit
Insgesamt bestätigt die Weiterbildungsstudie 2024 die hohe und weiter steigende Bedeutung der beruflichen Weiterbildung für die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit der österreichischen Unternehmen. Die Bereitschaft, Zeit und Geld in die kontinuierliche Qualifizierung der Beschäftigten zu investieren, ist ungebrochen. Dabei rücken neben den klassischen Themen zusehends auch Zukunftskompetenzen in den Bereichen Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit in den Fokus. Um die Transformation zu meistern und ihr volles Potenzial auszuschöpfen, sind die Unternehmen auf qualifizierte, motivierte und flexible Mitarbeiter angewiesen. Hier kann und muss die betriebliche Weiterbildung einen zentralen Beitrag leisten.