Frauen verdienen nach wie vor weniger als ihre männlichen Kollegen, dafür sind sie aber deutlich zufriedener, das ergab eine aktuelle StepStone-Studie.
Zufriedenheit im Job lässt sich nicht an einem Faktor festmachen. Doch wie zufrieden sind die österreichischen Angestellten wirklich mit ihrem Gehalt? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich eine aktuelle Studie der Online-Jobbörse StepStone, durchgeführt von marketagent.com. Befragt wurden dafür 1 011 Österreicher, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung zwischen 20 und 55 Jahren mit höherer Bildung in einem Angestelltenverhältnis.
Die Gehaltszufriedenheit nimmt im Laufe des Berufslebens bei Frauen ab, bei Männern zu.
Die gute Nachricht zuerst: Unzufrieden sind Österreichs Angestellte nicht. Rund 82 % geben an, mit ihrem derzeitigen Gehalt zufrieden zu sein. Was auf den ersten Blick jedoch etwas überrascht: Frauen sind – trotz Schlagworten wie Gehaltsschere – insgesamt zufriedener als Männer. So gibt ein Fünftel der weiblichen Befragten an, mit dem Gehalt sehr zufrieden zu sein, während es bei den Männern nur 14,3 % sind.
Betrachtet man die Gehaltszufriedenheit jedoch näher, zeigt sich, dass Alter und Arbeitserfahrung Einfluss auf die Zufriedenheit haben – sowohl bei Männern, als auch bei Frauen. Während bei den 20- bis 29-jährigen Frauen noch 81 % mit ihrem Gehalt zumindest zufrieden sind, sind es bei den 50 bis 55-Jährigen nur mehr 74 %. Bei den Männern steigt die Zufriedenheit mit der Gehaltssituation hingegen mit der Berufserfahrung. So sind bei den 20- bis 29-jährigen Männern nur 75,5 % zumindest zufrieden, bei den 50- bis 55-Jährigen hingegen fast 82 %.
Die Gehaltsschere – Mythos oder Wahrheit?
Doch egal, wie zufrieden Frauen mit ihrem Gehalt sind, Fakt ist: Frauen verdienen in Österreich weniger als Männer. Dennoch ist die Einschätzung der Befragten eine andere: So gibt die Hälfte der befragten Männer (vs. 42,7 % der Frauen) an, dass es in ihrem aktuellen Unternehmen keine großen Gehaltsunterschiede gibt, nur 13,7 % (Frauen: 24,7 %) erkennen die Gehaltsunterschiede an.
Allgemein – also nicht auf den eigenen Arbeitgeber bezogen – stimmen 43,1 % der Männer der Aussage zu, dass Frauen grundsätzlich für die gleiche Leistung weniger verdienen als Männer (vs. 71,9 % der Frauen). Um die Gehaltsschere ein für alle Mal zu beseitigen, wird oft laut nach Gehaltstransparenz gerufen. Der Zugang der Geschlechter ist hier jedoch nicht ganz einheitlich: Während knapp zwei Drittel der befragten Frauen klar für Transparenz sind, sind die Männer mit 54,6 % etwas zurückhaltender.
Gehalt ist kein Tabu mehr
Wer denkt, dass österreichische Angestellte zu ihrem Gehalt schweigen, der irrt. Nicht einmal 3 % der Befragten sind der Meinung, dass Gehalt ein absolutes Tabuthema ist. Wer über Gehalt spricht, tut das meist mit dem Partner, mit Freunden und den Eltern. Für immerhin 40 % sind auch ausgewählte Kollegen geeignete Gesprächspartner.
Flunkern beim Gehalt: korrigiert wird nach oben und unten
Mit der Ehrlichkeit nehmen es die Befragten nicht immer ganz so genau. Rund ein Drittel der Befragten hat auf die Frage, was man denn so verdiene, schon einmal die Unwahrheit gesagt. Ein interessantes Detail: Rund ein Fünftel der Befragten hat sich bescheidener gezeigt, als es ist und weniger angegeben, nur 12,3 % haben mehr angegeben. Je mehr Berufserfahrung, desto eher wird das Gehalt übrigens nach unten korrigiert, während es am Anfang der Karriere gerne geschönt wird. Noch nie die Unwahrheit gesagt haben 68,2 % der Befragten.
Es mag wohl sein, dass Frauen mit ihrem Gehalt zufrieden sind. Ich führe das aber auf eine langfristige mentale Konditionierung zurück.
Viele Jahre und Jahrzehnte haben Frauen gelernt, sich in ihren Gehaltsansprüchen zu bescheiden. Immerhin gibt es noch immer bei gleichartiger Qualifikation Gehaltsunterschiede bis zu 30% und mehr Prozent. Viele Frauen blenden diese Differenz aus, suggerieren sich selbst, dass sie mit dem Gehalt/Einkommen zufrieden seien.
Geht man davon aus, dass das erzielte Einkommen (also hier beziehe ich auch Unternehmerinnen und ihren Gewinn ein) für die Ansparung und Einstufung bei der Pension herzuhalten hat, schaut die Sache echt grimmig aus. Frauen erhalten derzeit in der Pension um mehr als ein Drittel weniger als Männer. Das liegt auch – aber nicht ausschließlich – daran, dass sie durch die Kinderbetreuung oft nur Teilzeitjobs eingehen können. Und wenn dann die Kinder aus dem Haus sind, zählen sie bereits zum alten Eisen.
Frauen können sich in Österreich auch nicht darauf verlassen, ausreichende Zahlungen seitens des Ehegesponses zu erhalten. Jede 2. Ehe geht auseinander. Versorgungsposten ist das schon lange keiner mehr.
Das neue Pensionskonto wird zu einer Verschärfung führen. Bei den Gehaltsunterschieden zwischen Mann und Frau schaffen weder das Ehepaar und schon gar nicht die alleinerziehende Frau, vom Haushaltseinkommen etwas wegzulegen. Die Sparquoten pro deutschem Haushalt bewegen sich bei rund 13,9%! In Österreich ist diese Quote noch mehr gesunken und machte 2016 schlappe 6,9% aus. Da ist es – insbesondere bei den schlechten Renditen – für viele weder schaffbar noch motivierend, etwas auf die hohe Kante zu legen.
Ein Beispiel gefällig: Unter der Annahme, dass bei der Pension für die jüngeren Jahrgänge essentielle Einkommenseinbußen zu erwarten sind, braucht man/frau eine eigene Ansparung: bei einer Sparquote von 10% des monatlichen Einkommens (unter der Annahme, dass die Differenz, also 90% in den Konsum geht) und einer Verzinsung von 3% (real) dauert es 77,90 (!) Jahre, bis man/frau mit derselben Rendite eine sogenannte ewige Rente erzielt. Da wir derzeit nicht wissen, wie sich die Pensionen entwickeln werden bzw. ob/wann/in welcher Höhe das bedingungslose Grundeinkommen Realität wird, heißt es: sich bereits heute warm anziehen.
Der Hebel bei der Ansparquote liegt daher gerade bei Frauen:
• Mehr zu verdienen – vielleicht auch durch eine selbständige Tätigkeit (allerdings Achtung bei den Honoraren)
• Keine Teilzeitbeschäftigung mehr eingehen, sondern fulltime zu arbeiten
• Den Konsum, insbesondere bei Gehalts/Einkommenssteigerungen, einzufrieren
• Ausreichend Kapital mit einer höheren Rendite anzusparen. Das zwar vermeintlich sichere Sparbuch ist hier keine Alternative.
Ich habe hier einige Berechnungen angestellt, z.B. wie sich ein bedingungslose Grundeinkommen von z.B. € 1.000 auswirken könnte. Wobei diese € 1.000 auch die zukünftige Mindestpension sein könnte. In diesem Fall braucht es dann nur (!) mehr 47,2 Jahre, um autark zu sein.
Wie sieht es übrigens mit der Lebenserwartung auch – hier gibt es 2 Datenquellen: die Sterbetabellen, die für die Berechnung von Renten herangezogen werden (Stand: 2012) und die fortschreitend wachsende Lebenserwartung – pro 10 Jahre erhöht sich die Restlebenszeit um 3,8 Jahre. Das ist echt krass.
Eine heute 40jährige Frau hat eine erwartete Restlebensdauer (inkl. des Fortschreitungsfaktor) von noch 61,6 Jahren (bei einem Mann: 55 Jahre). Das Pensionsalter wird sich bis dahin auf rund 70 Jahre erhöhen. Sie hat also noch 30 Jahre Zeit, um ihre „Absicherung“ aufzubauen. Das wird sich nicht ausgehen, wenn sie weiterhin so wenig verdient und nichts zur Seite legen kann. Eine empfehlenswerte Lösung: Unternehmerisch Tätigwerden mit einem Nebenjob?
Jetzt kann man natürlich einwenden, diese Frau muss ja nicht auf einen Kapitalstock für eine ewige Rente hinsparen. Mag wohl sein. Leider habe ich da aus dem engsten Umfeld ein deprimierendes Beispiel: Mann hat eine geringe staatliche Pension (zu viele Jahre im Ausland gewohnt) und sich einen Kapitalstock (sehr vorausschauend) angelegt. Allerdings nur auf ein Alter von 90 Jahren, unter der Devise; Kapitalverzehr bis ans Lebensende. Er war geistig und körperlich fit, und so ging das Geld langsam zu Ende. Ein Kapitalstock unter der Devise „Kapitalverzehr“ kann daneben gehen und es sollte nicht plötzlich das menschliche Ende als wünschenswerte Lösung anstehen. Daher bauen Sie unbedingt Reserven auf.
Wenn wir Frauen uns weiter bescheiden mit niedrigeren Einkommen oder Gehältern, dann geht sich das rechnerisch leider nicht aus.
In meinen Mentoringaktivitäten für Frauen und Männer mache ich auf diese Defizite aufmerksam und ernte am Anfang Unverständnis. Wenn sie dann aufwachen, empfehle ich meine Mentees an wirklich professionelle Vermögensberater weiter. Mein Favorit ist übrigens eine Frau, die lebensbegleitend den Vermögensaufbau begleitet. Wer wissen will, wie sie heißt: auf Facebook nachsehen.
Beste Grüße aus Wien, Liss Heller