Von virtuellen Avataren bis zu intelligenten Karrierewegen: Die besten Strategien zur KI-Integration. Ein Veranstaltungsbericht über den Leadership Horizon.
Der Leadership Horizon, organisiert von MDI, der dieses Jahr am 4. Juni erneut im SO/Vienna stattfand, widmete sich der zunehmenden Verschmelzung von Führungspraktiken und Künstlicher Intelligenz (KI). Die Veranstaltung, die bereits zum 3. Mal in dieser Form stattfand, bot eine Plattform für den Austausch praktischer Erkenntnisse und Strategien zur Integration von KI in die Führungspraxis. An diesem Tag kamen rund 160 HR-Experten und Führungskräfte aus verschiedenen Branchen zusammen, die ihre Erfahrungen und Visionen austauschten. Das Event fand vollständig auf Englisch statt, was es internationalen Teilnehmern aus verschiedenen Ländern ermöglichte, sowohl online als auch vor Ort teilzunehmen. Das hochkarätige Aufgebot an Referenten überzeugte auf ganzer Linie. Die Veranstaltung bot eine gelungene Mischung aus inspirierenden Keynotes, praxisorientierten Workshops und aufschlussreichen Business-Cases.
Gunther Fürstberger (Geschäftsführer von MDI) eröffnete die Konferenz mit Hilfe eines virtuellen Avatars, der mittels des Tools HeyGen erstellt wurde und eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem realen Referenten aufwies. In seinem Vortrag unterstrich er die Bedeutung des Themas Künstliche Intelligenz sowohl für Unternehmen als auch für Führungskräfte. Er beleuchtete beide Seiten der Medaille: Einerseits sind durch den Einsatz von KI, insbesondere durch KI-gesteuerte Drohnen in Kriegsgebieten, bereits zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Andererseits hat der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Medizin bereits Millionen von Menschen das Leben gerettet oder ihre Gesundheit verbessert. Diese konträren Beispiele verdeutlichen die weitreichenden Auswirkungen von KI auf unsere Gesellschaft und unterstreichen die Notwendigkeit einer verantwortungsvollen Entwicklung und Nutzung dieser Technologie. Es gilt, die Potenziale von KI zum Wohle der Menschheit zu nutzen und gleichzeitig mögliche Risiken und ethische Herausforderungen sorgfältig abzuwägen.
Die Moderatoren der Veranstaltung stellten dem Publikum die Frage, wer sich in Bezug auf das Thema KI noch nicht ausreichend informiert fühle. Erstaunlicherweise meldete sich etwa die Hälfte der anwesenden Teilnehmer, was die Notwendigkeit einer intensiveren Auseinandersetzung mit diesem zukunftsweisenden Thema verdeutlicht.
Danach verzauberte der Magier Tobias Grünfelder von der Abracademy die Teilnehmer und stellt Parallelen zwischen der Zauberkunst und KI vor. »KI ist keine Magie – wir müssen nur hinter die Kulissen blicken. Ebenso wie professionelle Zauberkünstler sich nicht auf einen einzigen Trick verlassen, sondern stets mehrere Techniken in ihrem Repertoire haben, sollten wir auch bei der Anwendung von Künstlicher Intelligenz einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. Es reicht nicht aus, KI als eine Art Wunderwaffe zu betrachten, die alle Probleme von selbst löst. Stattdessen ist es wichtig, die zugrunde liegenden Mechanismen und Funktionsweisen von KI-Systemen zu verstehen, um sie effektiv und verantwortungsvoll einsetzen zu können.«
In seinem Vortrag »AI-Powered Leadership« hob Johannes von Mikulicz-Radecki hervor, dass Führung durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz noch komplexer werde. Er betonte: »Die Zeit, in der man mit KI experimentieren und verschiedene Anwendungsfälle ausprobieren konnte, ist vorbei. Jetzt geht es darum, das Gelernte konkret in die Praxis umzusetzen.« Dies erfordert von Führungskräften ein gutes Verständnis der Möglichkeiten und Grenzen von KI sowie die Fähigkeit, diese Technologie strategisch in die Unternehmensabläufe zu integrieren. Darüber hinaus unterstreicht von Mikulicz-Radecki die gesamtorganisatorische Bedeutung von KI-Tools: »Künstliche Intelligenz ist zu wichtig, um sie nur dem Management zu überlassen.«
Die kurzen Formate von jeweils 30 bis 45 Minuten gaben den Teilnehmern stets inhaltliche Inputs, die danach in Workshops bzw. auch in den Netzwerkpausen vertieft werden konnten.
Cristina Anculescu präsentierte später, wie UNIQA die Employee Experience durch KI-Tools verbessert hat. Sie berichtete, dass 47 % der befragten Gen-Z-Mitarbeiter angaben, von KI bessere Karrieretipps zu erhalten als von ihren Vorgesetzten, indem sie beispielsweise ihr LinkedIn-Profil in ChatGPT hochladen und um Ratschläge bitten. Als Reaktion darauf hat UNIQA mithilfe von KI individuelle Karrierewege für ihre Mitarbeiter entwickelt und gefördert. Durch den Einsatz intelligenter Algorithmen werden maßgeschneiderte Entwicklungspläne erstellt, die den Stärken, Interessen und Zielen jedes Einzelnen entsprechen.
Nach der Mittagspause wurde der renommierte Experte und Redner Ryan Jenkins live aus den USA zugeschaltet. Die technische Umsetzung verlief reibungslos, sodass sowohl die Teilnehmer vor Ort als auch die Online-Teilnehmer seiner Präsentation problemlos folgen konnten. Jenkins thematisierte die Bedeutung von zwischenmenschlichen Verbindungen innerhalb eines Unternehmens. Er betonte: »Wenn sich Mitarbeiter isoliert fühlen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ineffizient arbeiten, bis zu sieben Mal höher.« Als häufigste Hindernisse für den Aufbau und die Pflege von Beziehungen identifizierte er die übermäßige Nutzung von Smartphones und die Allgegenwärtigkeit von Medien. Heutzutage seien Menschen unabhängiger voneinander als je zuvor, was die Schaffung und Aufrechterhaltung von Verbindungen erschwert. Vor diesem Hintergrund plädierte Jenkins dafür, die oft übertrieben flexibel gestalteten Home-Office-Regelungen kritisch zu hinterfragen.
Rebecca Johnson stellte die Möglichkeit vor, mittels KI-Avataren zu lernen. Dabei stellt sie ein konkretes Tool vor, mit denem Verhandlungen großartig geübt werden können.
Bailey Parnell hielt abschließend einen Vortrag über Künstliche Intelligenz (KI) und versuchte, den Zuhörern die Angst vor dieser Technologie zu nehmen. Sie erklärte grundlegende Konzepte wie maschinelles Lernen und Deep Learning und stellte verschiedene KI-Tools vor, darunter Canva, Suno, Copilot und Bildgenerierungssoftware. Im weiteren Verlauf ging Parnell auch auf die potenziellen Gefahren von KI ein. Sie thematisierte mögliche Jobverluste durch Automatisierung, den Verlust von Privatsphäre, die Zunahme von Cyberattacken sowie die Problematik von Bias in KI-Systemen. Darüber hinaus sprach sie über Herausforderungen im Bereich des Urheberrechts, die Verbreitung von Deep Fakes und die Gefahr von Fake News. Sie ging aber auch auf die vielen tollen neuen Chancen ein.
Am Abend trafen sich die Teilnehmer noch im 18. Stock des Hotels, um bei herrlichem Blick über die Stadt und einem Cocktail die Erkenntnisse des Tages mit neuen Kontakten zu teilen.
Fazit
Der Leadership Horizon 2024 erwies sich erneut als tolle Veranstaltung für Personen, die KI in die Unternehmens-Strategien integrieren möchten. Er bot wertvolle Einblicke in aktuelle Trends und regte dazu an, über die Zukunft der Technologie und ihre Rolle in der Führung nachzudenken. Die Konferenz unterstrich die Bedeutung einer soliden ethischen Grundlage und die Notwendigkeit lebenslangen Lernens als zentrale Themen für Führungskräfte im Zeitalter der KI.