Wenn Personalisten Insekten essen …

… dann wird gePEppt. Rund 100 HR-Verantwortliche nahmen an der 3. Personalentwicklungskonferenz PEp von Business Circle Anfang Oktober teil. TRAiNiNG war dabei.

Die diesjährige PEp (Personalentwicklung pur) stand ganz im Zeichen der neuen Arbeitswelt und der neuen Führungsansätze im digitalen Zeitalter. An beiden Themen kommt wohl kein zukunftsorientiertes Unternehmen vorbei. Und das stellt die Personalentwicklung oftmals vor große Herausforderungen – Umstrukturierungen und neue Prozesse werden gefordert.

Nach der charmanten Eröffnung durch die Gastgeberin Alexandra Förster-Streffleur (Business Circle) und dem Moderator der Konferenz Bernd Allmer (Helvetia Versicherung) ging es gleich in die erste Keynote.
Jan Trionow (CEO Drei Austria) referierte über die Personalentwicklung im Laufe der Unternehmensgeschichte von Drei Austria. Das Telekommunikationsunternehmen hat sich innerhalb von 15 Jahren vom Start-up zu einem etablierten Anbieter von mobilen Telekommunikationslösungen entwickelt. Das stellt in den unterschiedlichen Phasen der Unternehmensentwicklung stets große Anforderungen an die PE. Während es in der Pre-Launch-Phase vor allem um das Rekrutieren neuer Mitarbeiter ging, und im Team hohe Motivation vorhanden war, stellte die Post-Launch-Phase das Team vor neue Probleme. Langsameres Wachstum als erwartet führte zu den ersten Kündigungen und damit zu Unsicherheit. Jan Trionow gewährte spannende Einblicke in den Integrationsprozess von Drei und Orange im Jahr 2013 und erklärte, wie sie es schafften, beide Kulturen zu vereinen.

Nach einer kurzen Pause referiert der sichtlich für sein Thema brennende Markus Schiffler (Human Ressource Development Erste Bank) über das Projekt »Erste Campus«. Der neue Gebäudekomplex wurde Anfang des Jahres eröffnet und zentralisiert alle über Wien verteilten ehemaligen 20 Standorte unter einem Dach. Bei dem Projekt wurde besonders viel Rücksicht auf Offenheit gelegt. So gibt es dort Restaurants, die für alle Wiener geöffnet sind, es vereint somit die Welt der »Ersten Bank« mit ihren Kunden. Schiffler zitiert Winston Churchill: »We shape the buildings, afterwards, the buildings shape us.« Gebäude haben Einfluss auf die Art, wie wir denken, arbeiten und uns fühlen.
Es gibt keine Einzelbüros, sondern Open Space mit Desk-Sharing-Lösungen. Dabei sind für 40 Mitarbeiter 32 Tische eingerichtet. Die restlichen Mitarbeiter verteilen sich unterschiedlich auf andere Bereiche im Gebäude, wie Relax-Zonen, Besprechungsräume oder, im Sommer, auf den Garten. »Zu einem Engpass an Arbeitsplätzen ist es bisher noch nicht annähernd gekommen«, erläutert Markus Schiffler das Konzept. Selbst Führungskräfte und der CEO haben kein Einzelbüro. Durch die Einbindung aller Betroffenen bereits 3 Jahre vor der Übersiedlung wurde das Projekt ein voller Erfolg und nahezu alle Vorurteile konnten rechtzeitig abgebaut werden. Der Campus steht nach Voranmeldung für Besichtigungen zur Verfügung.

Bevor im nächsten Programmpunkt Julia Halwax (5p Consulting) Kleingruppen über wirksame Tools der PE im Change-Management moderiert, ist es Lukas Mittermüller (ebenfalls 5p Consulting) ein persönliches Anliegen, die Teilnehmer davon zu überzeugen, in Zukunft mehr Insekten zu essen. Er erklärt die Vorteile für uns, die Umwelt, die traditionelle Tierhaltung etc. Verwunderte Gesichter im Raum hören skeptisch der Forderung zu, ab sofort einmal pro Woche Insekten zu konsumieren. Nun wird die Gruppe aufgeteilt in solche, die sofort dazu bereit sind (ca. 10 Personen), jene, die darüber nachdenken (ca. 20 Personen) und die, die das nie machen werden (ca. 70 Personen).
Für die sofortigen Befürworter und die »Vielleicht-Gruppe« werden Insekten serviert, schön appetitlich auf kleinen Schokolade-Küchlein. Ekel und Abscheu überkommt die meisten, selbst unter den Befürwortern gibt es welche, die nicht gleich freudig zuschlagen. Andere, sogar einige aus den »Blockierern«, kosteten mutig und freuen sich über die Gelegenheit, Neues zu erfahren. Mittlerweile wird allen klar, worum es geht: Veränderungen bewusst erleben. Einmal etwas Neues ausprobieren. Gratulation liebes 5p-Team, das war eine großartige Erfahrung für alle Beteiligten. Um die Erkenntnisse noch besser zu »verdauen«, wird danach in Kleingruppen über unterschiedliche Change-Projekte gesprochen.
Ein weiteres Highlight der Veranstaltung: Gunther Fürstberger (Geschäftsführer MDI Training) moderierte eine Live-Schaltung zu Jim Kirkpatrick in die USA. Jim erklärte über Video Wall das Kirkpatrick-Modell zum Evaluieren von Weiterbildungsmaßnahmen (TRAiNiNG berichtete ausführlich in den Ausgaben 2/16 und 3/16). Die Personalentwickler konnten direkt mit dem Gründer des Modells sprechen, Erfahrungen teilen und Fragen stellen. Jim Kirkpatrick ging besonders darauf ein, wie eine Brücke von Trainingsmaßnahmen ins Business gebaut werden kann. Wichtigste Aussage für viele Personalentwickler: »Statt Führungskräfte zu fragen, welche Trainings sie für ihre Mitarbeiter brauchen, ist es viel sinnvoller, nach ihren Zielen zu fragen, und was die Mitarbeiter können müssen, um diese zu erreichen.« Klingt banal, ist aber ein riesen Unterschied.

Am Nachmittag gibt es 4 Parallelsessions zur Auswahl. In allen geht es um neue, moderne Lernformen, wie Erfahrungsräume, Blended Learning, mobile Learning oder digitales Onboarding. In einer Podiumsdiskussion haben am Ende des ersten Konferenztages die Teilnehmer die Gelegenheit, an Vertreter der Generation Y Fragen zu stellen. Eines wird klar: Geld ist ganz und gar nicht egal, was oft fälschlich behauptet wird. Es kommt auf das Gesamtpaket an. Der Abend endet gemütlich in der Prater Alm, wo bei deftigem Essen und gutem Bier neue Kontakte geschlossen werden.

Der zweite Konferenztag steht im Zeichen von Führung im neuen Zeitalter. Mehrere Key­notes zu dem Thema sowie Parallelsessions bieten interessante Inputs. Unter anderem zeigten Lisa Edlinger (REWE) und Clemens Widhalm (Dale Carnegie) anhand des Best-Practice-Beispiels der REWE-IT-Zentrale die Bedeutung von Leadership gerade im Digital Age. Denn auch in technischen Organisationen gilt es, Menschen zu führen, speziell bei Wachstum über eine kritische Größe. Die Konferenz endet mit einem Vortrag des Keynote-Speakers Boris Grundl. Er spricht über die Magie des Wandels und wie man seinen Mitarbeitern Lust auf Veränderung machen kann.

Fazit

Die »Personalentwicklung pur« (PEp) bietet, was der Name verspricht. Personalentwickler haben die Möglichkeit, von Experten zu lernen, aber auch für den informellen Austausch zwischen den Sessions ist genug Zeit. Unterschiedliche Formate (Referate, Kleingruppen, Roundtables, Podiumsdiskussion etc.) lassen die Tage viel zu schnell vergehen.

Schreiben Sie einen Kommentar!


*

img_4168