Wer braucht eine Robo-Psychologin?
Roboter tauchen immer häufiger im Alltag auf. Ob sie auch gemocht werden, steht jedoch auf einem anderen Blatt. »Eine Angelegenheit für die Psychologie«, sagt Martina Mara.
Zugegeben, meine Berufsbezeichnung habe ich von einem Großen entlehnt. Eine Robo-Psychologin, die gab es nämlich schon in den Geschichten von Isaac Asimov, dem berühmten Science-Fiction-Autor. Im Gegensatz zu seiner fiktionalen Figur beschäftigen wir uns am Ars Electronica Futurelab aber – zum Glück – nicht mit der Psychohygiene hoch entwickelter Humanoider, sondern untersuchen stattdessen Faktoren, die zum Wohlbefinden der anderen Seite beitragen: all jener Menschen, die zukünftig immer häufiger mit Robotern zu tun haben werden.
Mithilfe sozialwissenschaftlicher Experimente und daraus abgeleiteter Empfehlungen soll die Robo-Psychologie also dazu beitragen, dass intelligente Maschinen in einer für uns angenehmen Weise gestaltet und in für uns akzeptablen Bereichen zum Einsatz kommen. Das ist in mehrfacher Hinsicht relevant. Einerseits ist die Robotik derzeit ein globales Trendthema. Große Player wie Google und Amazon investieren massiv und werden Konzepte, die vor einigen Jahren noch als Science Fiction galten, bald zum sozialen Faktum machen: Paketdrohnen, selbstfahrende Taxis, Assistenzroboter, die im Haushalt helfen oder im Firmenfoyer Gäste empfangen.
Andererseits ist es ganz und gar nicht selbstverständlich, dass diese Roboter auch mit offenen Armen empfangen werden. Im Gegenteil: Eine Befragung der Europäischen Kommission zeigt, dass viele Menschen Robotern noch sehr skeptisch gegenüberstehen. Insbesondere trifft dies zu, wenn es um Einsatzgebiete geht, die sehr nah an menschliche Kernkompetenzen – Pflege oder Kinderbetreuung etwa – heranreichen. Oder auch dann, wenn ein Roboter durch seine optische Gestaltung besonders menschengleich erscheint.
Androiden, das sind hochgradig menschenähnliche Maschinen, teils mit Silikonhaut und Haaren ausgestattet, bedürfen besonderer Aufmerksamkeit. Abseits vom Fernsehbildschirm, wo wir uns mit C-3PO oder Commander Data noch gut anfreunden konnten, lösen sie nämlich häufig ein Gefühl der Unheimlichkeit aus. In der Forschung wird dieser mittlerweile gut belegte Gruseleffekt unter dem Begriff »Uncanny Valley« (»Unheimliches Tal«) diskutiert. Ein Roboter, der in seinem äußeren Erscheinungsbild hochgradig lebensecht ist, andererseits aber etwa aufgrund kleiner Fehler in der Motorik unmenschlich wirkt, löst beim Betrachter demnach eine Art Dissonanz und infolgedessen starke Abneigung aus. Der Android fällt ins unheimliche Tal.
Leichter tun wir uns mit Robotern, die eindeutig als Maschine kategorisierbar bleiben. Das betrifft nicht nur die Gestaltung ihres Körpers, sondern – wenn man so möchte – auch ihren Geist. In neueren Studien zeigt sich, dass selbst die Vorstellung eines Assistenzroboters mit emotionalem Empfinden oder »Persönlichkeit« auf viele Menschen unheimlich wirkt.
Sorry, Technologiefantasten. Sorry, Androidenschmieden, die Ihr Beeindruckendes leistet. Nicht alles, was in Literatur und Kino nach großartiger Idee aussieht, wird auch im echten Leben akzeptiert. Zumindest heute noch nicht. Damit die Bedürfnisse von uns Nutzern auf dem Weg in den Tech-Alltag 2030 nicht verloren gehen, müssen mehrere Disziplinen zusammenarbeiten: Neben der Robotik selbst braucht es dafür nicht zuletzt auch den Blick der Ethik und der Psychologie.